Eine Blume aus Tonndorf – von Regeln und Loslassen


Tonndorf Blume der RegelnBei unseren GBS-Gestaltern in Tonndorf agieren Vor- und Nachmittag so eifrig und gemeinsam, dass wir bereits die zweite gemeinsame Konferenz seit dem Sommer erlebten. Ganz gemeinsam heißt auch: Gemeinsame Regeln.

Zunächst beschäftigten wir uns allgemein mit der Frage, seit wann es eigentlich Regeln gibt und warum?

Seit zwei Millionen Jahren gibt es Regeln. Ganz so viele Schulregeln gibt es in Tonndorf nicht, aber auf 48 aktuelle Regeln sind wir beim Durchzählen doch gekommen.

Nicht ungewöhnlich für eine Grundschule und ganz sicher kein Rekord. Der Moderator berichtete von einer Grundschule mit 27 Regelwerken und insgesamt über 200 einzelnen Regeln.

Auch in Tonndorf haben Regeln eine lange Tradition, ein Blick auf Regeln aus der Zeit um 1900 verdeutlichte uns das:

  • Alle Schülerinnen und Schüler sitzen anständig, gerade, mit dem Rücken angelehnt in Reihen hintereinander.
  • Jedes Kind legt seine Hände geschlossen auf die Schultafel.
  • Die Füße werden parallel nebeneinander auf den Boden gestellt.
  • Sämtliche Kinder schauen der Lehrerin/dem Lehrer fest ins Auge.
  • Sprechen, Plaudern, Lachen, Flüstern, Hinundherrücken, heimliches Lesen,
    neugieriges Umhergaffen dürfen nicht vorkommen.
  • Das Melden geschieht bescheiden mit dem Finger der rechten Hand. Dabei wird der Ellbogen des rechten Armes in die linke Hand gestützt.
  • Beim Antworten hat sich das Kind rasch zu erheben, gerade zu stehen, der Lehrerin/dem Lehrer fest ins Auge zu schauen
    und in vollständigen Sätzen rein und laut zu sprechen.
  • Bücher werden auf Kommando in drei Zeiten herauf- und hinweggetan. Auf ‚eins‘ erfassen die Kinder das unten liegende Buch, auf ‚zwei‘ heben sie das Buch über die Tafel, auf ‚drei‘ legen sie es geräuschlos auf die Schultafel nieder und richten den Blick wieder unverwandt und fest auf die Lehrerin/den Lehrer.
  • Beim Austeilen von Büchern ist folgende Ordnung einzuhalten: Die Lehrerin/Der Lehrer teilt die Bücher an die Bankobersten aus. Auf ‚eins‘ nimmt jeder Bankoberste ein Buch und gibt die übrigen fünf schnell und leise an den linken Nachbarn.
    Auf ‚zwei‘ nimmt die/der zweite SchülerIn ein Buch und gibt die übrigen vier schnell und leise an den linken Nachbarn, u.s.w.

 

In Arbeitsgruppen wurden dann neue Wege mit Regeln diskutiert und später allen präsentiert. Das Ergebnis war phantastisch: Eine Blume mit sechs Blütenblättern, auf denen sechs Regeln stehen:

  1. Alle SchülerInnen haben das Recht, ungestört zu lernen und zu spielen.

  2. Alle LehrerInnen und ErzieherInnen haben das recht, ungestört zu lehren und zu erziehen.

  3. Alle haben das Recht, gesund und unverletzt zu bleiben.

  4. Alle haben das Recht, fair und respektvoll behandelt zu werden.

  5. Alle haben das Recht, in ordentlichen Räumen und mit ordentlichem Material zu lernen und zu spielen.

  6. Das Eigentum anderer und mein Eigentum werden respektiert.

Ganz gemeinsam von Vor- und Nachmittag beschlossen. Ohne Abstimmung, sondern ganz einfach im Konsens. Alle hatten ein gutes Gefühl. Es blieb sogar noch Zeit für eine kleine Piano-Einlage der Schulleiterin!