Zahlreiche positive Effekte der gemeinsamen Stunde


Seit gut einem Jahren gehen sechs GBS-Standorte einen etwas anderen Weg. In einer Schulstunde täglich arbeiten ErzieherIn und LehrerIn gemeinsam mit den Kindern. Die Effekte zeigten sich schnell:

  • Die Übergabe der Kinder vor dem Mittagessen ist nicht mehr so hektisch und turbulent, da sich nun nicht mehr LehrerIn und ErzieherIn quasi die Klinke in die Hand geben.
  • Die Kinder sind dadurch viel entspannter und ausgeglichener, und sie erleben den Wechsel von Vormittag zu Nachmittag nicht mehr als Stress.
  • Die Kinder haben in der letzten Schulstunde zwei AnsprechpartnerInnen und erhalten somit mehr Aufmerksamkeit.
  • Die Kinder müssen nicht zweimal erklären, welche Sorgen oder Nöte sie haben, und erleben mehr Sicherheit, da LehrerIn und ErzieherIn nun regelmäßig auf dem gleichen Wissensstand sind, was Regeln, Vorkommnisse, Absprachen angeht.
  • Die Kinder erleben einen Schultag aus einem Guss. Sie erfahren den Lebensraum Schule, an dem sie bis zu acht Stunden täglich verbringen, nun als eine Einheit, die zusammengehört.
  • Auch die Eltern bemerken unmittelbar die positiven Effekte auf ihre Kinder, „Die Kinder sind in diesem Schuljahr viel ausgeglichener und zufriedener, wenn sie nach Hause kommen“, so Tobias Joneit, Vorsitzender des Elternrats an der Grundschule Traberweg.
  • Die Kommunikation zwischen LehrerInnen und ErzieherInnen über die Kinder ist deutlich verbessert.
  • Der Kontakt zwischen LehrerInnen und ErzieherInnen findet nun auf Augenhöhe statt, es gibt wesentlich mehr Wertschätzung für die andere Profession. Das schafft im ganzen Haus eine lockerere Atmosphäre, was auch die Kinder spüren.
  • Es entstehen eine Vielzahl von gemeinsamen Projekten, wie zum Beispiel gemeinsame Schulhofgestaltungen, Weltraumprojekte, vormittags- und nachmittagsübergreifende Theaterprojekte, Fahrradprojekte.
  • Inhalte des Vormittags werden im Nachmittag besser weiterbearbeitet. So nimmt beispielsweise ein „Buch-Projekt“ am Nachmittag (Papier schöpfen, eigenes Buch binden, Texte / Geschichten aufschreiben) die neu erworbenen Kompetenzen des Vormittags ideal auf.
  • Es gibt insgesamt mehr Zusammenarbeit, gemeinsame Konferenzen und fachlichen Austausch zwischen Vor- und Nachmittag.
  • Die so veränderte Atmosphäre und neue Tagesstruktur wirkt sich spürbar positiv auf die Leistungen der Kinder aus. So berichtet Frau Bartels, Jugendhilfe-Leitung am Arp-Schnitger-Stieg: „Wir haben im Leitungsteam feststellen können, dass sich die Leistungen einzelner Kinder deutlich verbessert haben und das Interesse am Unterricht insgesamt gestiegen ist. Das führen wir auf die intensivierte Zusammenarbeit – nicht zuletzt auch bei den Hausaufgaben – zurück.“
  • Die Frage nach einer Modifizierung von Hausaufgaben kann nun aus der Sicht des Ganztages gedacht werden. Das führte in zwei Fällen zu Trainingszeiten bzw. neuen Lernzeiten, die beide den Kindern viel mehr Gestaltungs- und Wahlfreiheit bieten, für mehr Motivation und damit für besseren Lernerfolg führen. An der Grundschule Lohkampstraße gibt es nun dienstags Deutschtrainingszeiten und mittwochs Mathetrainingszeiten. Hier können die Kinder jeweils selbständig auswählen, welche altersgerechten spielerischen Materialien sie verwenden, um Mathe bzw. Deutsch zu üben. Sie müssen nicht alleine über Arbeitsblättern brüten, sondern können sich gemeinsam mit Freunden oder Klassenkameraden den Herausforderungen stellen. Das fördert nicht nur messbare Deutsch- und Mathekenntnisse sondern auch soziale Kompetenzen. Das merkt auch Christine Nordbruch, Klassenlehrerin der 3b an der Lohkampstraße: „Es gibt deutlich weniger Streitereien, und Kinder, die vorher im Unterricht mehr alleine waren, sind nun integrierter.“ (ein kleiner Film gibt Einblick in die Trainingszeiten)
    An der Grundschule Traberweg können die Kinder der Klassen eins bis drei frei wählen, wie sie die Zeit nach dem Mittagessen verbringen, ob sie sich beispielsweise mit Freunden treffen, toben, ausruhen, lesen oder Schule spielen. Die Bildung kommt dabei nicht zu kurz. Die Kinder lernen zum Beispiel im Rollenspiel Regeln auszuhandeln, andere Rollen und Sichtweisen einzunehmen oder eigene Erlebnisse zu verarbeiten. Im Kreativraum geht es um Konzentration, Fingerfertigkeit und Mathematik. „Wir fördern so nicht nur schulische sondern auch emotionale, soziale und motorische Kompetenzen. Das ist ein enormer Gewinn für die Kinder“, ist Schulleiter Jörg Behnken überzeugt. (ein kleiner Einblick in die neuen Lernzeiten)
  • Die ErzieherInnen erhalten durch das Konzept der gemeinsamen Stunde attraktivere Arbeitsverträge, was die Tendenz zur Fluktuation und der damit verbundenen personellen Diskontinuität verringert. Das ermöglicht allen Seiten ein besseres und zufriedeneres Arbeiten.