Keine Hausaufgaben mehr – Schülerträume werden wahr!


Immer mehr Schulen ersetzen die „klassischen Hausaufgaben“ durch alternative Lernformen. Das finden die Kinder nicht nur richtig gut – sie profitieren auch davon.
Statt Hausaufgaben für zuhause gibt es an diesen Schulen sogenannte „Arbeitsstunden“, „Trainings-, Lern,- oder Studienzeiten“, die in den Schulablauf integriert sind. In dieser Zeit können sich Kinder selbstständig Aufgaben suchen und diese alleine oder in Kleingruppen lösen. Der Lehrer oder Erzieher übernimmt in dieser Zeit die Rolle eines Lehrbegleiters und bietet den Schülern bei Bedarf Unterstützung an.
Zwei GBS-Standorte der Initiative „Wir gehen aufs Ganze“ des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Hamburg haben diesen Schritt auch gewagt und die Hausaufgaben ganz oder teilweise durch Lernzeiten ersetzt. Eine aktuelle Befragung der Grundschüler an diesen Standorten ergab, dass über 77 Prozent die neuen Lernzeiten richtig gut findet. Können sich die Kinder mit selbstgestellten Aufgaben beschäftigen, sind die Schüler viel entspannter, ruhiger und motivierter, so ein Erzieher, der die neuen Lernzeiten begleitet. Deutlich anders sieht es an den befragten Grundschulen aus, die Hausaufgaben aufgeben. Hier beklagen viele Schüler die große Unruhe und die einseitige Konzentration auf Einzelarbeit anstelle von wechselnden Aufgabenstellungen und Gruppenarbeiten.
Dass sich das Umdenken der Hausaufgaben lohnt und die Schüler erfolgreich ihre Schullaufbahn meistern, zeigen auch Schulen wie die Gesamtschule Barmen in Wuppertal oder das GanztagsGymnasium Klosterschule in Hamburg, die beide kürzlich mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet wurden.
Diese Schulen haben ihre Strukturen komplett umgestellt. Seit diese Standorte den Ganztagsbetrieb eingeführt haben, wird dort ein Schultag für die Schüler im Ganzen gedacht und nicht mehr aufgeteilt in Unterricht am Vormittag und Betreuung am Nachmittag. So lassen sich auch die Hausaufgaben in Form von Lernzeiten in den Schulalltag integrieren.
Eine gute Ganztagsschule ist auch für Bildungsexpertin Jutta Allmendinger vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung die Voraussetzung für die Abschaffung der Hausaufgaben. Laut Allmendinger verstärken Aufgaben, die zuhause von den Kindern zu erledigen sind, die Chancenungleichheit unter den Schülern. Kinder aus bildungsfernen Familien erhielten zuhause nicht die notwenige Unterstützung zur Bewältigung der Aufgaben. Es fehle meist an Wissen oder Zeit bei den Eltern. Werden Hausaufgaben durch Lernzeiten in der Schule ersetzt, könnten Bildungschancen ausgeglichen werden. Und auch für Kinder mit sehr engagierten Eltern kann die Abschaffung eine Erlösung sein. Laut einer US-Studie stehen diese Kinder nicht selten zuhause unter enormen Druck, wenn sie gemeinsam mit ihren Eltern über ihren Hausaufgaben brüten.
Im Zuge der Einführung der Ganztagsschulen in Deutschland haben sich schon viele Schulen auf dem Weg gemacht, die Hausaufgaben umzugestalten und in den Schulalltag zu integrieren. Auch aus der Politik gab es schon Forderungen, endlich an dem alten Dogma zu rütteln. So forderte Sigmar Gabriel 2013 die Hausaufgaben endlich abzuschaffen, um die Chancengleichheit zu erhöhen. Gleichzeitig setzt er sich für einen Rechtsanspruch auf einen Ganztagsschulplatz ein.
In den 80er Jahren gab es die ersten Forderungen, Kinder von den Hausaufgaben zu befreien. 30 Jahre später haben schon zahlreiche Schulen gezeigt, wie das geht, und können auf Erfolge zurückblicken. Im Zuge des Ausbaus der Ganztagsschulen könnten nun auch allen Schülern der Traum von der „hausaufgabenfreien“ Schule erfüllt werden. Dies gilt auch unabhängig der jeweiligen Ganztagsschul-Organisationsform wie die o.g. GBS-Beispiele aus Hamburg eindrucksvoll beweisen. Ein Umdenken also, das sich für alle Beteiligten lohnt.

Link zum Thema:
http://www.stern.de/familie/kinder/deutscher-schulpreis-bestaetigt–schafft-die-hausaufgaben-ab–6292684.html